So alt wie Tongefäß und Töpfe, so alt sind auch Zimmerpflanzen. Zumindest fast. Schon vor mindestens 2500 Jahren hatten die Chinesen eine florierende Gartenkultur und das Ausstellen und Zelebrieren besonders gelungener Zimmerpflanzen, bzw. Topfpflanzen ist eine alte Tradition. So kennt sicherlich jeder das berühmte Bonsaibäumchen und die kunstvolle Gestaltung der Miniaturgärten in Töpfen und Schalen, welche schon damals Häuser und Höfe zierten.
Auch in Ägypten, Griechenland oder dem römischen Reich wurden Pflanzen, oft Zierpflanzen als kleine Ableger ihrer großen Vorväter, in Töpfen gezüchtet. Doch in Mitteleuropa begann der Siegeszug der Zimmerpflanzen erst im 17. Jahrhundert. Vermutlich wurde diese Entwicklung sowohl von der Verbesserung allgemeiner Lebensumstände, des Klimas als auch der sich rasant verbreitenden Pflanzenzucht beeinflusst. Man lernte Pflanzen zu kultivieren, die Forscher und Reisende von ihren Schiffsexpeditionen in fremde Kontinente mitbrachten. Doch erst im 18. Jahrhundert galten der Erwerb, die Zucht und die Pflege von Zimmerpflanzen nicht als Zeit – und Geldverschwendung, sondern als Bereicherung der Wohnkultur. Schon bald gehörten sie zum guten Ton. Bis heute sind sie Bestandteil gut situierter Häuser, Teil eines jeden exklusiven Hotelzimmers und Dekor vieler Beistelltische und Fensterplätze.
„Blumen sind das Lächeln der Erde“ so bemerkte einst Ralph Waldo Emerson treffend, und der Satz hat bis zum heutigen Tag Geltung. Bis in Ihr Wohn-, Schlaf- oder Arbeitszimmer hinein, wo Zimmerpflanzen zum Ambiente beitragen sollen. Zimmerpflanzen sind nicht nur Ersatz für einen Garten, sondern auch Ergänzung zu einem vorhandenen Garten, Schmuck und eine Freude für das Auge – und das zu jeder Jahreszeit. Auch ohne Garten kann man sich in den eigenen vier Wänden den Traum vom „Lächeln der Erde“ dank einer Vielzahl unterschiedlicher, schlichter bis auffallend komplexer Zimmerpflanzen erfüllen. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen den Zimmerpflanzen und anderen? Kann man nicht einfach irgendeine Pflanze – etwa einen Setzling von einem Baum – von einem Spaziergang mit nach Hause bringen und diese, ebenso wie Zimmerpflanzen, im Topf am Fenster ziehen?
Ebenso wie für Immobilien gilt für Zimmerpflanzen: Die Lage, die Lage, die LAGE! Denn ein Waldboden oder ein Wiesenboden sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe, ganz besonders im Vergleich zu der Erde im Blumentopf. Jede Zimmerpflanze benötigt ein ihr entsprechendes „Klima“ in der Erde. Saurer Boden für die eine, kann Gift sein für eine andere Zimmerpflanze.
Man geht heute davon aus, dass im heute herkömmlichen Sinne die Myrte zu den ersten, echten Zimmerpflanzen gehört. Sie wurde in Deutschland im 16. Jahrhundert als Brautschmuck verwendet und es entwickelte sich der Brauch, jungen Bräuten einen aus dem Brautkranz stammenden Myrtezweig zu entnehmen und ihn einzutopfen, so dass sie die so entstehende Myrte pflegen konnte, wie die Ehe. Solange die Myrte hielt, solange sollte auch das Eheglück halten.
So sind Zimmerpflanzen eben nicht nur Schmuck, sondern ein Stück kulturhistorischer Traditionen und Magie!